Da stand ich also, die Bühne vor mir, das Mikrofon in der Hand, und die ersten Töne meiner Ballade erklangen. Das Publikum war noch laut und voller Energie, aber nach und nach wurde es immer stiller. Plötzlich spürte ich, wie die ganze Aufmerksamkeit auf mir lag. Ich hätte mit allem gerechnet – Pfiffen, Gelächter, weil die Nummer vielleicht „zu lahm“ für diese Disco war. Aber dann geschah etwas Magisches: Die Lichter der Tanzfläche dimmten, und nach und nach erleuchteten Feuerzeuge den Raum. Es war, als würde die ganze Disco den Atem anhalten.
Ich tauchte ein in jeden einzelnen Ton, jede Zeile des Liedes, und fühlte mich wie in einer anderen Welt. Als der letzte Ton verklang, folgte ein Moment der absoluten Stille – dann brach ein tosender Applaus los, der scheinbar nicht enden wollte. Gänsehautballade schlägt Partykracher – damit hatte wohl niemand gerechnet.
Ich konnte es selbst kaum fassen: Ich hatte an diesem Abend gewonnen und durfte stolz meine erste eigene CD mit nach Hause nehmen. Ich war wie berauscht vor Freude und Glück. Dieses wahnsinnig ergreifende Erlebnis werde ich nie vergessen – es war der Moment, in dem ich spürte: Hier gehöre ich hin!
Ach, ihr wollt wissen, welche Ballade ich gesungen habe? Es war „The Colour Of My Love“ – ein wunderschönes, gefühlvolles Lied von Celine Dion.
Der nächste Schritt auf die Bühne: Von der Disco ins Sporthotel
Mein „musikalischer Erfolg“ sprach sich natürlich schnell am Arbeitsplatz herum und so rief mich kurz darauf die Chefin der Freizeitsportanlage (heute Sporthotel & Sportcenter) ins Büro. Sie lächelte mich an und fragte direkt: „Jeannine, wie wäre es, wenn sie bei unserer nächsten großen Veranstaltung einen kleinen Auftritt machen? Wir haben zwar schon eine Band gebucht, aber es wäre doch schön, wenn sie auch 1 bis 2 Lieder singen könnten. Das wäre doch eine tolle Idee!“
Der Bandleader war von dieser „tollen Idee“ allerdings vorerst weniger begeistert. Als ich mit meiner CD vor ihm stand, rollte er genervt mit den Augen und machte sich daran, die passende Technik für mein Playback zu verkabeln. Ich hatte „If I could turn back time“ von Cher und „Heaven is a place on earth“ von Belinda Carlisle vorbereitet. Ihr müsst wissen, zu jener Zeit waren gute Instrumentale/Halbplaybacks wie Goldstaub – und in meinem Besitz waren bisher nur Celine, Cher und Belinda.
Er war sichtlich genervt, und ich spürte, dass meine kleine Einlage nicht gerade auf Begeisterung stieß. Also beschloss ich, ihn nicht weiter beim Aufbau zu stören und begnügte mich mit einem kurzen Ansingen eines Songs. Es war mein erster richtiger Auftritt bei einem großen Event – und ich war gespannt, wie es weitergehen würde.
Mein erster Auftritt mit der Band: Ein Sprung ins Unbekannte
Ich hatte mich für meinen Auftritt am Abend hübsch gemacht und fühlte mich bereit. Doch diesmal sorgten weniger die geladenen Gäste für mein Lampenfieber, sondern die Musiker der Band, die hinter mir auf der Bühne standen – alles Profis! Ich wusste, dass ich mich beweisen musste.
Für mich gibt es drei entscheidende Momente, wenn die Musik beginnt: Zuerst den richtigen Einsatz finden, dann den richtigen Anfangston treffen, und schließlich das erste Lächeln im Publikum einfangen. Wenn das geschafft ist, läuft’s wie von selbst. Und an jenem Abend lief es wunderbar. Ich sang meine zwei Lieder, genoss den Applaus, hüpfte von der Bühne, winkte den Musikern zu – und war verschwunden.
Am nächsten Tag drückte mir der Restaurantleiter eine Visitenkarte in die Hand. „Hier, von der Band. Du sollst da mal anrufen!“ Okeeee… Also rief ich unter der angegebenen Nummer an und hatte prompt den Bandleader, an der Strippe. Er wollte wissen, wo ich denn sonst so singe. Ich lachte und meinte: „Im Auto und unter der Dusche.“
„In keiner Band??“, fragte er ungläubig. „Nö“, antwortete ich schmunzelnd. Daraufhin fragte er: „Hättest du Lust, zusammen mit uns Musik zu machen?“ „Klar, wenn das passt – sehr gern!“, sagte ich.
Und so wurde ich Sängerin der Canyon Band – einer Tanz- & Partyband aus Rheinsberg, mit der ich viele unvergessliche und schöne Auftritte erleben durfte.
Doch genau hier, bei meinem allerersten Auftritt im Sportcenter, begann mein Weg auf die Bühnen dieser Welt. Dieser Moment war der Startschuss für eine Reise voller Musik, Emotionen und spannender Begegnungen – eine Reise, die ich heute, 25 Jahre später, mit Stolz und Dankbarkeit feiere.
Im nächsten Teil erzähle ich euch, wie ich den Schritt in die Solokarriere wagte und welche Herausforderungen und Erfolge mich auf diesem Weg geprägt haben.
Schaut bis dahin gern in meinen anderen Artikeln vorbei oder stöbert auf meiner Homepage – ich freue mich, euch mitzunehmen!
Liebe Grüße, Jeannine
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